Weil es manchmal ohne Humor nicht geht, widmen wir uns heute in einem Re-upload einer besonderen tierischen Spezies, welche jedoch eher in der fehlbarkeit der Menschlichkeit ihre Wurzeln findet.
Die Redewendung „innerer Schweinehund“ hat eine ziemlich interessante – und teilweise auch militärisch geprägte – Geschichte. Sie klingt kurios, stammt aber tatsächlich aus einem älteren Sprachgebrauch und hat sich im Laufe der Zeit verändert.
Ursprung des Begriffs
Der Begriff „Schweinehund“ stammt ursprünglich aus dem Militärjargon, vor allem im 19. Jahrhundert. In der deutschen Armee wurde das Wort als üble Beschimpfung verwendet, um besonders verachtete oder verrohte Menschen zu bezeichnen – etwa Soldaten mit schlechtem Benehmen, Feiglinge oder Verräter. Ein „Schweinehund“ war jemand, der „weder Schwein noch Hund“, also etwas ganz Minderwertiges war. Besonders populär wurde der Ausdruck auch in Nazi-Deutschland durch Reden wie die von Goebbels („Wollt ihr den totalen Krieg?“).
Aber der „innere Schweinehund“ ist ein anderes Kaliber – und der Ausdruck ist viel jünger.
Entstehung der Redewendung „innerer Schweinehund“
Die Wendung „den inneren Schweinehund überwinden“ tauchte erst im 20. Jahrhundert auf. Man geht davon aus, dass sie eine ironische Umdeutung des beleidigenden Wortes „Schweinehund“ ist – nun nicht mehr auf andere Menschen angewendet, sondern auf das Trägheitsmonster in uns selbst.
Der Begriff beschreibt metaphorisch den Teil von uns, der uns von unangenehmen, anstrengenden oder mutigen Handlungen abhält: Sport, frühes Aufstehen, schwierige Gespräche – eben alles, was „unangenehm, aber notwendig“ ist.
Sprachpsychologisch clever
Warum gerade „Schweinehund“?
Weil das Wort emotional aufgeladen, bildlich, hart und ein bisschen absurd klingt. Es ist eine Mischung aus zwei ohnehin negativ konnotierten Tieren – Schwein (Schmutz, Faulheit) und Hund (damals oft als Schimpfwort gebraucht) – und erzeugt sofort eine klare Vorstellung eines widerborstigen, zähen Gegners.
Zusammengefasst:
„Schweinehund“: Ursprünglich militärisches Schimpfwort (19. Jh.), besonders drastisch im 20. Jh. verwendet.
„Innerer Schweinehund“: Entstand im 20. Jahrhundert als ironisch-psychologisches Bild für die eigene Trägheit, Angst oder fehlende Disziplin.
Die Redewendung lebt heute als geflügeltes Wort für Selbstüberwindung – oft mit einem Augenzwinkern.
Wenn du willst, kann ich dir auch zeigen, wie andere Sprachen das ausdrücken – Spoiler: Nicht überall hat man einen Hund-Schwein-Hybrid im Kopf.
Kommen wir nun zur „Märchenstunde“ auf Blogpony.
Es war einmal ein Schweinehund…
Er wohnt in uns allen: klein, bequem, überraschend beratungsresistent. Der innere Schweinehund. Mal sitzt er träge auf der Couch deines Gewissens und mampft Chips, mal hält er dich nachts wach, weil „morgen früh aufstehen“ ja schon irgendwie Selbstsabotage ist. Psychologen nennen ihn gerne „verhaltenshemmende Instanz“. Wir nennen ihn: Kevin.
Kevin, der Schweinehund, liebt es warm, weich und konfliktfrei. Er hasst Veränderungen, Salat und das Wort „Joggen“. Kevin ist nicht dein Feind – er ist eher wie dieser eine Kumpel, der immer sagt: „Ach komm, eine Folge noch.“ Und ehe du dich versiehst, ist Netflix gefragt, ob du überhaupt noch lebst.
Typische Kevin-Sprüche:
„Heute ist nicht der richtige Tag für Sport. Oder Woche. Oder Jahr.“
„Du hast schon gestern gesund gegessen. Du bist ein Vorbild.“
„Wenn du jetzt aufräumst, zerstörst du das kreative Chaos.“
„Der frühe Vogel kann mich mal.“
Die Anatomie eines Schweinehundes
Wissenschaftlich betrachtet (also… so halb), besteht ein innerer Schweinehund aus folgenden Bausteinen:
70 % Ausreden
20 % Selbstmitleid
10 % Keksbrösel
Sein natürlicher Lebensraum ist das Sofa, sein Feindbild ist der Terminkalender, und seine kryptonitartige Schwäche heißt „To-Do-Liste mit realistischen Zielen“.
Tipps zur Schweinehund-Dompteurei
Verkleide gute Entscheidungen als schlechte.
Beispiel: „Ich geh jetzt laufen – nur, damit ich danach ohne Schuldgefühle Pizza essen kann.“Überliste ihn mit Mini-Aufgaben.
Dein Schweinehund denkt in „Alles oder gar nichts“. Sag ihm: „Nur fünf Minuten aufräumen.“ Und zack – du hast einen sauberen Palast.Führe ein Gespräch mit ihm.
Laut. In der Küche. Mit Blick in den Kühlschrank. Sag ihm, wer hier die Jogginghose anhat.Mach ihn zum Maskottchen.
Mal dir ein Bild von deinem Schweinehund. Gib ihm ein Tütü. Nimm ihm damit die Macht. Wer kann schon ernsthaft auf jemanden hören, der rosa Glitzer trägt?
Fazit
Der innere Schweinehund wird nie ganz verschwinden. Aber man kann ihn dressieren – oder wenigstens mit Leckerlis ruhigstellen. Und wenn du das nächste Mal prokrastinierst, dann sag dir einfach: „Ich kämpfe heute gegen Kevin.“ Und hey – einen kleinen Sieg gibt’s schon, wenn du diesen Artikel bis hier gelesen hast.
Na bitte. Schon wieder was geschafft.
Kevin hasst das.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Abb. S.Hagedorn(bing image creator)