Der Kanarienvogel (Serinus canaria forma domestica) stammt ursprünglich von dem wildlebenden Kanarengirlitz (Serinus canaria), der auf den Kanarischen Inseln, Madeira und den Azoren beheimatet ist. Bereits im 15. Jahrhundert entdeckten spanische Seefahrer diese Vögel und brachten sie nach Europa. Besonders in Spanien und Italien begann man früh mit der Zucht. Schon bald wurden Kanarienvögel zu beliebten Haustieren, besonders wegen ihres angenehmen Gesangs.

Im 17. Jahrhundert verbreitete sich die Kanarienhaltung über ganz Europa. Damals war sie noch ein Luxusgut, das sich vor allem Adelige leisten konnten. Mit der Zeit begannen auch bürgerliche Kreise, Kanarien zu halten und gezielt zu züchten – nicht nur auf Gesang, sondern auch auf Farben und Körperform.

Eine interessante historische Nutzung war der Einsatz von Kanarienvögeln in Bergwerken. Wegen ihrer empfindlichen Atemwege wurden sie als Frühwarnsystem für giftige Gase wie Kohlenmonoxid genutzt. Wenn der Vogel aufhörte zu singen oder starb, wussten die Bergleute, dass sie das Bergwerk schnell verlassen mussten.


🏠 Kanarienvögel als Haustiere

Der Kanarienvogel zählt zu den beliebtesten Heimvögeln weltweit. Seine Haltung ist im Vergleich zu anderen exotischen Vögeln relativ unkompliziert. Er braucht einen geräumigen Käfig, abwechslungsreiche Nahrung (bestehend aus Körnern, Grünfutter, Obst und gelegentlichen Proteinen) und geistige wie körperliche Beschäftigung.

Männchen sind für ihren Gesang bekannt, der der Hauptgrund für ihre Beliebtheit als Heimtiere ist. Weibchen singen selten oder sehr leise. Viele Halter erfreuen sich täglich am Gesang ihres Vogels und an seiner aktiven, lebendigen Art.


🎶 Gesang und Gesangskanarien

Der Gesang des Kanarienvogels ist sehr charakteristisch – er ist melodiös, abwechslungsreich und angenehm. Über Jahrhunderte hinweg wurden Gesangskanarien gezüchtet, deren Gesangsleistung gezielt verfeinert wurde. Dabei entstanden verschiedene Gesangslinien, die sich in Tonhöhe, Melodie und Rhythmus unterscheiden.

Bekannte Gesangskanarien sind:

  • Harzer Roller: Besonders berühmte deutsche Zuchtform mit weichem, rollendem Gesang – früher sehr populär in Bergbauregionen.

  • Timbrado Español: Spanische Rasse mit klaren, lauten und rhythmischen Tönen.

  • Waterslager (Malinois): Belgische Rasse mit einem eher flötenartigen, wasserähnlichen Gesang.

  • American Singer: In den USA gezüchtet, mit einer Mischung aus Gesang und Farbvielfalt.


🎨 Zuchtformen: Farb-, Gestalt- und Gesangskanarien

In der heutigen Kanarienvogelzucht unterscheidet man drei Haupttypen:

1. Farbkanarien

Diese Vögel wurden vor allem auf Farbvielfalt gezüchtet. Neben dem klassischen Gelb gibt es inzwischen über 400 anerkannte Farbschläge, darunter:

  • Weiß

  • Rot (durch Einkreuzung des Kapuzenzeisigs)

  • Orange

  • Braun

  • Isabell

  • Schimmel- und Intensivtypen

2. Gestaltkanarien (Positurkanarien)

Diese Kanarien werden auf Körperform, Haltung und Gefiederstruktur gezüchtet. Sie unterscheiden sich deutlich im Aussehen und Bewegungsverhalten. Beispiele:

  • Border Fancy (rundlicher Körper)

  • Gloster (mit Haube)

  • Norwich (kompakt und kräftig)

  • Scotch Fancy (halbkreisförmige Haltung)

  • Frisé-Kanarien (krauses Gefieder)

3. Gesangskanarien

Wie bereits erwähnt, liegt bei diesen Vögeln der Fokus auf dem Gesang. Die Zucht richtet sich nach bestimmten Liedformen, Tonarten und Klangfarben. In Gesangswettbewerben werden die Vögel sogar von Preisrichtern bewertet.


🧾 Fazit

Der Kanarienvogel ist nicht nur ein attraktives Haustier, sondern auch ein lebendiges Kulturgut mit einer langen Zuchttradition. Ob als farbenfroher Blickfang, klangvoller Sänger oder interessantes Zuchttier – er fasziniert Menschen weltweit. Wer sich für Kanarienvögel interessiert, sollte sich auch mit ihren Bedürfnissen, ihrer Geschichte und ihrer Vielfalt beschäftigen, um diesen besonderen Vogel artgerecht halten und verstehen zu können.

Fotos: S. Hagedorn

Der Kanarienvogel ist ein farbenfroher und beliebter Singvogel, der seit Jahrhunderten von Menschen gezüchtet und gehalten wird. Ursprünglich stammt er von den Kanarischen Inseln, Madeira und den Azoren. Aufgrund seines angenehmen Gesangs und seiner zahmen Art wurde der Kanarienvogel besonders im 17. Jahrhundert in Europa sehr populär. Heute gibt es viele verschiedene Zuchtformen mit unterschiedlichen Farben und Gesangsarten.

Kanarienvögel sind tagaktive Tiere, die gerne fliegen und singen. Sie sind meist Einzelgänger, können aber auch in Paaren oder kleinen Gruppen gehalten werden. Eine artgerechte Haltung erfordert ausreichend Platz, Beschäftigung und ausgewogene Ernährung.


📋 Steckbrief: Kanarienvogel

MerkmalBeschreibung
NameKanarienvogel (Serinus canaria forma domestica)
FamilieFinken (Fringillidae)
UrsprungKanarische Inseln, Madeira, Azoren
Größeca. 12–14 cm
Gewichtca. 15–20 g
Lebenserwartung8–12 Jahre (bei guter Haltung bis 15 Jahre)
GefiederfarbenGelb (klassisch), aber auch weiß, orange, rot, grünlich
GesangMelodisch, angenehm – besonders bei Männchen
NahrungKörnerfutter, Grünfutter, Obst, Mineralstoffe
FortpflanzungLegezeit: Frühling; 3–5 Eier pro Brut
BesonderheitenWurde früher in Bergwerken als „Frühwarnsystem“ eingesetzt (CO-Warnung)
Kleiner Sänger – große Stimme

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